Für sein Öl verwendet Moosherr größtenteils den Raps, den er auf seinen eigenen Ackerflächen anbaut. Einen kleinen Teil kauft er zu. Die schwarzen Körner der leuchtend gelben Pflanze presst er kalt, das heißt in einem mechanischen Verfahren. Die Alternative wäre die sogenannte chemische Extraktion, bei der das Öl mithilfe von Lösungsmitteln aus den Körnern gewonnen wird. Die Ausbeute ist zwar größer, doch das Öl hat lange nicht die Qualität des kalt gepressten Pendants.
Die Presse, die bei Moosherr auf dem Hof steht, ist eine einfache Konstruktion: Aus einem Silo fallen die Rapskörner in die Presse. Das Öl fließt von da aus in ein blaues Fass, in dem sich schon ein Teil der Trübstoffe ansammelt. Letzte Station ist ein großer weißer Container. Das Öl wird darin gelagert bis sich die restlichen Trübstoffe am Boden abgesetzt haben. Vier Wochen dauert das.
Danach werden die Container in den Raum mit der Abfüllanlage gebracht – das Reich von Erika Moosherr. Für die Bedienung wird nur eine Person gebraucht. „Ich schaffe ungefähr 800 Flaschen am Tag“, erzählt sie. Sie muss die Anlage mit den Flaschen befüllen, darauf achten, dass keine krumm da steht oder umfällt, und am Ende das automatisch aufgebrachte Etikett nochmal glatt streichen. „Jede Falsche wird bei uns nochmal gestreichelt.“
Doch ganz so einfach, wie es aussieht, ist es dann doch nicht. „Es war schwierig, einen Markt aufzubauen“, erinnert sich Dieter Moosherr. Angefangen hat alles vor rund zehn Jahren. Damals nutzte er das selbst hergestellte Öl als Kraftstoff für die betriebseigenen Landmaschinen, später auch für ein Blockheizkraftwerk. Schließlich fanden sich andere Landwirte als dankbare Abnehmer, die das Rapsöl als Futteröl dem Getreideschrot beimengten und als Schweinefutter verwendeten.
Ein benachbarter Bauer stellte aus dem Raps auch Speiseöl her. „Das haben wir dann auch mal probiert“, sagt Moosherr. Dass zu dieser Zeit Lebensmittel aus biologischer und regionaler Herstellung zunehmend zum Trend wurden, wirkte sich natürlich günstig auf die Absatzmöglichkeiten aus. Während am Anfang die Menschen aus der Altheimer Umgebung noch ihre eigenen Flaschen befüllen ließen, zeigten schon bald Hofläden und Supermärkte wie Edeka und Rewe Interesse am Rapsöl von Moosherr.
Doch zu diesem Zeitpunkt musste das Öl noch von Hand abgefüllt werden. Erika Moosherr erinnert sich an die Arbeit, die anfiel, wenn ein Kunde beispielsweise 50 Flaschen bestellt hatte. „Man musste jede Flasche an den Container stellen, wieder wegnehmen, zudrehen und das Etikett draufkleben.“ Sogar die Gewinde mussten von Hand in die Aludeckel gedrückt werden. Mit der Anschaffung der Abfüllanlage 2013 hat sich das geändert.
„Der Bedarf ist stark gestiegen“, sagt Dieter Moosherr, der inzwischen auch an das Restaurant Strandhaus in Lindau liefert. Was den Start mitunter so schwierig machte, waren die Verpackungsvorschriften – ein Aspekt, an den der Verbraucher oft gar nicht denkt. „Anfangs war die Verpackung teurer als der Inhalt“, erklärt er.
Um sich von anderen Herstellern abzusetzen, wählte der Landwirt für sein Rapsöl nicht die weit verbreiteten runden Flaschen. Er entschied sich für sogenannte Marascaflaschen, die –viereckig und in typischem olivgrün – üblicherweise für Olivenöl benutzt werden. 55000 Stück musste Moosherr auf einmal abnehmen – einen ganzen Lastzug voll. Bis heute musste er noch keine neuen bestellen.
Eine weitere Herausforderung waren die Etiketten. Der Gesetzgeber schreibt vor, wie diese auszusehen haben. Es darf beispielsweise nicht einfach nur „MHD“ aufgedruckt sein. „Mindestens haltbar bis“ muss da stehen – und wehe die Schriftgröße stimmt nicht. Selbst für die Bereitstellung des Barcodes muss eine Gebühr entrichtet werden. Immerhin: Erika Moosherr hat einen kreativen Bruder, der die Gestaltung der Etiketten übernommen hat. Vermutlich werden sie deshalb vor der Auslieferung der Flaschen nochmal extra gestreichelt.